Kurs COPD und Psyche – Lektion 3
Was bedeutet Krankheitsbewältigung?
Eine chronische, fortschreitende Erkrankung wie COPD greift in viele Lebensbereiche ein. Je besser Sie mit diesen Veränderungen zurechtkommen und die Erkrankung in Ihr Leben integrieren können, umso höher ist Ihre Zufriedenheit und Lebensqualität. Krankheitsbewältigung ist ein andauernder Prozess mit vielen kleinen Schritten. Finden Sie Ihren individuellen Weg, unsere Tipps helfen Ihnen dabei.
Phasen der Krankheitsbewältigung
Der englische Begriff für Krankheitsbewältigung ist „Coping“. „To cope“ bedeutet „mit etwas fertig werden“. Die Psychologie teilt die Krankheitsbewältigung in verschiedene Phasen ein, die jedoch nicht einfach nacheinander ablaufen. Die Phasen können sich wiederholen, in der Reihenfolge ändern, sehr stark oder ganz schwach verlaufen. Wie genau der Prozess verläuft, kann niemand vorhersagen, es ist Ihr individueller Weg. Ein wenig Hintergrundwissen über die einzelnen Phasen der Krankheitsbewältigung hilft Ihnen jedoch, Ihre Gefühle und Gedanken besser zu verstehen.
Phase 1: Schock und Verleugnung
„Das kann nicht sein!“ Diese erste Reaktion ist typisch für viele Patientinnen und Patienten kurz nach der Diagnose. Man ist schockiert, glaubt vielleicht an eine Fehldiagnose oder will gar nichts über die Erkrankung hören. Manche Patientinnen und Patienten leben für eine Weile so weiter, als sei nichts geschehen, um sich der Realität nicht stellen zu müssen.
Tipp: In dieser Phase geben Ihnen Gewohnheiten und lieb gewonnene Rituale Halt. Machen Sie es sich zu Hause so angenehm wie möglich.
Phase 2: Aggression
„Das ist nicht fair!“ Viele Patientinnen und Patienten sind wütend darüber, so krank geworden zu sein. Der Zorn kann auch unbewusst auf Familie und Freunde projiziert werden. Oft richtet er sich gegen Ärzte, den Patienten selbst, Gott oder ein unbestimmtes Schicksal. Die Betroffenen sind gereizt und ungeduldig, oft auch ungerecht.
Tipp: Versuchen Sie in dieser Phase, Ihre überschäumenden Emotionen in sinnvolle Aktivität umzuwandeln. Informieren Sie sich, bewegen Sie sich, tun Sie sich Gutes.
Phase 3: Depression
„So macht das alles keinen Sinn.“ In dieser Phase fühlen sich die Patientinnen und Patienten hoffnungslos, das Selbstwertgefühl sinkt. Sie spüren einerseits, dass sie Hilfe brauchen, können diese andererseits aber nur schwer annehmen. In dieser Phase brauchen Sie ein verständnisvolles, geduldiges Umfeld.
Tipp: Finden Sie das nicht in der Familie oder im Freundeskreis, kann eine Selbsthilfegruppe, ein Coach oder ein Psychotherapeut hilfreich sein.
Phase 4: Verhandeln
„Ich möchte nur noch …“ In dieser Phase versuchen die Betroffenen, zu verhandeln: „Ich tue alles, wenn ich nur noch einmal schön in Urlaub fahren/die Hochzeit meiner Tochter erleben kann.“ „Wenn ich einen sanften Verlauf habe, dann lebe ich ab sofort gesund.“ Jetzt wenden sich viele Patientinnen und Patienten unterschiedlichen Experten und alternativen Heilmethoden zu, immer auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten.
Tipp: Die Aktionen in dieser Phase können sinnvoll sein, wenn Sie sich nicht verzetteln. Holen Sie sich Vertraute ins Boot, die Ihnen helfen können, um den Boden der Tatsachen wiederzufinden.
Phase 5: Akzeptanz
„Ich mache das Beste aus meiner Situation.“ Wenn Patientinnen und Patienten ihre Erkrankung und die damit einhergehenden Veränderungen akzeptiert haben, steigt die Lebensqualität deutlich an. Sie finden ihren Platz im Leben wieder und können mit den neuen Herausforderungen besser umgehen. Diese Phase ist das Ziel der Krankheitsbewältigung.
Bewältigungsstile
In welcher Reihenfolge und Geschwindigkeit Sie die einzelnen Stufen der Krankheitsbewältigung durchlaufen, hängt stark von Ihrer Persönlichkeit ab. Grob gesagt gibt es vier Bewältigungsstile.
Kurz-Test
Wie gehen Sie am ehesten mit schweren Belastungen um? Klicken Sie Ihren Bewältigungsstil an um mehr zu erfahren!
Die Coping-Strategien dieses Bewältigungstyps sind Ablenkung und Vermeidung. Sinnvoll eingesetzt können sie helfen, ein möglichst normales Leben zu führen. Achten Sie jedoch darauf, die notwendigen Therapien und Untersuchungen nicht zu vernachlässigen.
„Wofür ist das gut? Warum habe ausgerechnet ich COPD bekommen?“ Sinnsuchende Coping-Typen fragen anhaltend nach der Bedeutung hinter ihrem „Schicksal“ und können sich im Grübeln verlieren. Ihre große Stärke ist jedoch das Hinterfragen und Verändern Ihres Lebensstils: „Was kann ich anders machen? Welche Bedürfnisse habe ich?“
„Ich lasse mich nicht unterkriegen!“ Aktive Coping-Typen sehen ihre Erkrankung als Herausforderung an, die sie bewältigen können. Sie ändern ihren Lebensstil, informieren sich und suchen nach Lösungen. Diese Strategie führt besonders schnell zu einer guten Krankheitsbewältigung.
Wer zu diesem Bewältigungstyp gehört, braucht besonders stark die Unterstützung von Familie und Freunden. In einem helfenden, wertschätzenden Umfeld findet er oder sie am besten zu einem gesunden Umgang mit der Erkrankung.
Tipps für die Krankheitsbewältigung
So unterschiedlich wie die Coping-Phasen und -Typen sind, so verschieden sind auch mögliche Strategien. Diese Tipps können helfen:
- Je nach Situation sind unterschiedliche Dinge sinnvoll: Ablenkung, Auseinandersetzung mit Emotionen, handlungsorientierte Ansätze und vieles mehr. Versuchen Sie, flexibel auf die jeweilige Situation einzugehen. Was ist gerade für Sie nötig, was könnte im Moment hilfreich sein?
- Nehmen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche ernst. Sie selbst wissen am besten, was Sie gerade brauchen.
- Kümmern Sie sich möglichst gut um sich selbst: Sorgen Sie für ausreichend Schlaf, gesundes Essen und alles, was Ihnen guttut.
- Bleiben Sie im Gespräch mit Ihrem Umfeld und versuchen Sie, gemeinsam Lösungen zu finden.